Auch Pferde müssen für das Theater proben


 

Patrik Steiger mit Cavino. Die beiden treten zusammen beim «Kopflosen Reiter» auf.
 

Seit der ersten Produktion sind Pferde fester Bestandteil der Freilichtbühne Rüthi. Auch diesen September wirbeln wieder Dutzende Pferdehufe über das Spielgelände. Beim Publikum kommen die Reitereinsätze immer besonders gut an. Dahinter steckt jedoch ein grosser Arbeitsaufwand. Jemand, der das aus eigener Erfahrung weiss, ist Patrik Steiger aus Eichberg. Er reitet bereits zum siebten Mal bei der Freilichtbühne mit und tritt damit in die Fussstapfen seines Vaters, der bei den Tellspielen 1991 hoch zu Ross den Gessler mimte.

Auch während der diesjährigen Produktion «Der kopflose Reiter» wird Patrik Steiger sechs­mal in der Woche mit Pferd und Anhänger nach Rüthi fahren. Bis die Vorstellung vorbei ist und das Pferd wieder zu Hause und verpflegt ist, hat die Uhr längst Mitternacht geschlagen. Morgens heisst es für Patrik Steiger – der dieses Jahr den Reiterhauptmann mimt – wieder früh aufstehen und zur Arbeit gehen. Er sagt:

«Ferien nehme ich in dieser Zeit nicht.»

Das Pferd könne tagsüber dösen. Jedoch stelle der veränderte Tagesablauf eine Anstrengung für das Tier dar. Zudem muss es die vielen Eindrücke mental verarbeiten.

 

Pferd erkannte seinen Einsatz anhand der Musik

Genau wie vor drei Jahren reitet Patrik Steiger heuer das Pferd seiner Frau. Cavino ist ein 16-jähriger, brauner Wallach. «Cool und spitzbübisch», beschreibt er ihn. Wichtig sei, dass sie so oft wie möglich zusammen üben. Auf dem Gelände des Reitvereins Oberriet wurde die Szenerie des Reiterturniers nachgebaut. Auf dem Spielgelände der Freilichtbühne Rüthi wird ebenfalls geprobt.

«Die Pferde müssen sich an die Kulisse, allfälli­ge Hektik und die Schauspieler gewöhnen.»

Später kommen noch Scheinwerfer, Lautsprecher, Livemusik, Rauch und Feuer, die Tribüne und das Klatschen der Zuschauer hinzu. «Ob und wie gut die Pferde mitmachen, weiss man daher erst an der Hauptprobe», sagt Patrik Steiger. All seine Pferde – er ritt an sieben Produktionen insgesamt vier verschiedene Pferde – haben ihre Aufgabe einwandfrei gemeistert.

Beeindruckend ist, wie schnell die Pferde ihre Einsätze kennen. «Mein Schimmel, den ich früher ritt, kannte mit der Zeit die Musik der verschiedenen Szenen so gut, dass er jedes Mal von alleine zu galoppieren begann, wenn das entsprechende Musikstück einsetzte.»

 

«Pferde werden viel gelassener»

Nervosität sei bei ihm und den Pferden anfangs spürbar, aber die verflöge mit der Zeit.

Die Freilichtbühne könne sogar helfen, gewisse Ängste der Pferde abzubauen. So musste ein ehemaliges Pferd von Patrik Steiger mitansehen, wie zu Hause der Stall abbrannte. Verständlicherweise fürchtete es sich fortan vor Feuer. Bei der Freilichtbühne Rüthi gibt es kaum eine Produktion ohne Feuer – und so wurde das Pferd mit seiner Angst konfrontiert. Mit der Zeit merkte es aber, dass das Feuer auf der Bühne keine negative Auswirkung hatte.

«Ich persönlich habe das Gefühl, dass die Pferde nach den Aufführungen viel gelassener sind. Durch die vielen Auftritte entwickelt sich eine gute Be­ziehung zwischen dem Pferd und dem Reiter, bei der das gegenseitige Vertrauen gestärkt wird», sagt Patrik Steiger.

 

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